Meistverehrte Obertanen!
Droht
mir Obdachlosigkeit in Wien, wie einstmals dem späteren VerFührer?
Werde auch ich in Männerasylen darben und anschließend Weltkriege
starten vor Schmach? Verlässt Fortuna mich, dem sie so treu
gewesen bisher in Wien, beim diesmaligen Aufenthalt?
Der
treue Erich gefällt sich, wie seiner Facebookseite zu entnehmen ist,
öffentlichkeitswirksam darin, zu einem ausgedehnten Afrikaaufenthalt
aufgebrochen zu sein. Und solches tat der diesmal treulose treue Erich
ohne vorangehende Abmeldung. So dämmerte mir, wie ich Tag für Tag
seine enthusiasmierten Postings von der Küste Ghanas zu lesen bekam,
dass eine neuerliche Zurverfügungstellung seiner Wohnung in der
Josefsstadt mit einer meiner überfallartigen Ankündigungen („Komme
morgen, bleibe länger als gedacht...“) nicht zu erwirken sein
würde.
Es war
erneut der noch viel treuere König Arthur, der die drohende
Wohnungsmisere abzuwenden wusste. Meinen Vorschlag, in
Windeseile ein provisorisches Stadtpalais für mich zu erwerben oder
besser noch: zu errichten, wies Arturius mit Verweis auf
notarielle beziehungsweise baurechtliche Hindernisse ab. Zudem
bedeute die Beschaffung ausreichender Mengen Statuario Marmors in der
Kürze der Frist geradewegs eine Unmöglichkeit.
Immerhin
besitzt König Artur genug protokollarisches Einsehen um zu wissen,
dass für mich, schon aus Gründen des Zeremoniells, unterhalb eines
Stadtpalais zu logieren nun einmal nicht hingeht. Prinz in der
Jugendherberge? Mein armer alter Geheimrat Nepperlik würd im Fünfeck
springen vor Gram.
Artur
half! Und so fand ich Aufnahme dort, wo anstatt der Not mein Herz am
allerhöchsten schlägt, und nunmehr residiere ich standesgemäß in
Stadtpalais Nummer 1 der Riedls in der Lenaugasse.
Auf
meiner, der Rückenschmerzen wegen, etwas schmerzhaften Fahrt von
München nach Wien, sinniere ich, ob mich diese Wohnetage bei einem
zweiten Besuch wohl weniger beeindrucken würde: das Gegenteil ist
der Fall! Ich betrete diese heiligen Hallen und bin von der Sekunde
an wieder daheim: zurück im 18. Jahrhundert!
Roland,
der liebenswürdige Lebensgefährte des grandiosen Malers, öffnet
die Tür. In der Küche plaudern wir ein Stündchen hinreissend über
Robert Jungk, Marianne Segebrecht und Fassbinder, die er allesamt
gekannt hat - währenddessen sich der heilige Roland mit der
Zubereitung des Panats für jene Wiener Schnitzerl beschäftigt, die
ich von meiner Großmama her seit Kindertagen kenne und liebe.
Zwischendurch
parke ich, um nicht erschossen zu werden: Wien ist mit Falschparkern
gnandenlos und ganz Wien ist Kurzparkzone! - die Hofkutsche in der
Parkgarage Astoria. Diese 1918 fertiggestellte Parkgarage ist ein erstklassiger Drehort für Hitchcock- oder Edgar
Wallace-Filme. Für vier Tage PKW-Asyl entrichte ich 72 Euro, rette
aber Wagen und Leben.
Zurück
im Palätscherl Riedl 1 kommt auch Stefan Riedl himself bald zur Tür
hinein. Die Wiener Schnitzerl sind fertig und mit dem Weißwein
beginnt ein wunderbarer Abend, den mein schmerzensreicher Rücken
allerdings vor der Zeit zu beenden die Abgeschmacktheit besitzt.
Ab morgen beehrt dann auch Enzio Graf Rességuier de Miremont samt
Gattin und Gefolge die Königin der Hauptstädte Europas. Es ist
Opernball – wir aber peilen den Rosenball im
Palais Auersperg an. Ich selbst stehe auf der Gästeliste. King Artur
hat diesen Ball vor Zeiten mitbegründet und mal wieder ganze Arbeit
geleistet.
Ach, Wien! Du mich und meine standesmäßigen Bedürfnisse
kennst…
Prinz Chaos II.
27. Februar 2014
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