Meistgeliebte Obertanen!
Heute vor sechs Jahren, am 18. Januar 2008, saß ich in illustrer Runde im Notariat Bock zu Hildburghausen. Ich war damals von einer Anspannung durchdrungen, wie sie nur Entscheidungen hervorrufen, die Dein ganzes Leben zum Inhalt haben. Und dass der Kauf des Schlosses zu Weitersroda eine Lebensentscheidung sein würde, war mir bis in die letzte Konsequenz hinein bewusst.
Eine unwirkliche Wachheit, eine nicht ermüdende Konzentration – und immer wieder kalte Schübe der Nervosität beseelten mich an diesem Tag. Und das war gut so, denn die Verhandlungen bei Notar Bock erstreckten sich über glatte drei Stunden.
Bevor der bereits vorformulierte Kaufvertrag für Schloss Weitersroda unterschrieben wurde, gab es diverse Detailfragen zu klären. Die 20 Einzelgrundstücke, um die es ging, gehörten zwei unterschiedlichen Eigentümerinnen. Es gab eine längere Diskussion um noch ausstehende Straßenbaubeiträge. Und in einem Winzgrundstück im Schlosshof, einem längst nicht mehr existenten Keller mit eigener Katasternummer (!), hatte der findige Notar einen Eintrag über mehrere Zehntausend Goldmark Grundschulden aus der Weimarer Republik entdeckt!
Mit der ihm eigenen, verschmitzten Ruhe gelang es dem Notar, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Dass ich nach dem Kauf mit der Hauptverkäuferin in ein Auto stieg, dessen Wert den Gesamtpreis des Schlosses vermutlich weit übertraf, bestätigte mir mein Grundgefühl, einen hervorragenden Deal gemacht zu haben.
Viel ist geschehen in diesen sechs Jahren zwischen 2008 und 2014. Mein Leben war schon immer von der Art der TsunamiSurfer, und die ersten zwei Schlossjahre waren eine wilde und enthusiastische Zeit, die ich nicht missen möchte.
Wir haben den Hauptgiebel saniert bekommen und den Hausschwamm besiegt. Es sind Leute gekommen, um hier zu feiern, zu helfen, zu malen, Musik zu machen … und einige sind geblieben, um hier zu leben.
Dann kamen zwei Jahre der Prüfung. Es gab Konflikte, schreckliche Ereignisse und Phasen der Verzweiflung. Dass es alles das geben könnte und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit geben musste, hatte ich mir vor der Kaufentscheidung klargemacht. Das hat mir die Bitterkeit dieser schlimmen Zeit nicht versüßt.
Ich habe diese Prüfungen durchgestanden. Nicht in jeder Hinsicht unbeschädigt, aber so ehrlich, dass ich mich wieder erneuern konnte und das Spiel erneut aufnehmen. Jetzt ist alles wieder an seinem Ort, der Laden steht, der Laden läuft, mir geht es gut und die größenwahnsinnigste Träume fliegen wieder hoch über und auch unter den Schlossdächern.
Jetzt ist es wieder frei und leicht und voller Pläne, mein Leben auf dem Schloss - aber das vielleicht Bedeutendste, was ich persönlich sagen kann, sechs Jahre nach Unterzeichnung des Kaufvertrages für Schloss Weitersroda, ist: ich habe Freunde gefunden hier!
Denke ich an den Moment der Unterschrift zurück, heute vor sechs Jahren, so denke ich jedenfalls an einen guten Augenblick in meinem Leben. Es ist schön, sich und Euch das so sagen zu können.
Prinz Chaos II.
18. Januar 2014
Schloss Weitersroda
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen